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Aufklärung Einstieg: Die Doppeldeutigkeit des Aufklärungsbegriffs
Ähnlich wie der Begriff des Historismus ist auch der der Aufklärung doppeldeutig. Einerseits bezeichnet er eine historische Epoche der Geistesgeschichte, die im 17. und besonders 18. Jahrhundert angesiedelt wird. Andererseits kennzeichnet er eine universelle intellektuelle Haltung, die auf die Vernunftbegabung des Menschen und die Selbstverantwortlichkeit seines Handelns zielt. In diesem Sinn kann man auch von einer antiken Aufklärung sprechen, womit eine bestimmte Richtung der nachsokratischen Philosophie gemeint ist, oder man kann am Übergang zum 21. Jahrhundert das Ende der Aufklärung in der Postmoderne diskutieren, obwohl die Epoche der Aufklärung seit zweihundert Jahren beendet ist.
Die Aufklärung des 18. Jahrhunderts hat eine Geschichtstheorie entwickelt, die sich von der Geschichtstheologie durch ein Prinzip auszeichnet, das der italienische Philosoph Giambattista Vico erstmals benannt hat: der Mensch macht die Geschichte selbst. Kein Gott mehr wie in der christlichen Philosophie und kein allgemeines Prinzip wie in der folgenden idealistischen Geschichtsphilosophie werden für den Gang der Geschichte verantwortlich gemacht. Diesem Ausgangspunkt entsprechend hat sie sich thematisch mehr für kulturhistorische Aspekte der Geschichte interessiert und weniger für dynastiegeschichtliche, die die Geschichtsschreibung im Feudalzeitalter noch weitgehend geprägt haben.
In der Diskussion um die Postmoderne wird seit den 1980er Jahren heftig darum gestritten, ob die vermeintlich positiven Eigenschaften der Aufklärung, die Betonung der Vernunft und der Selbstverantwortung des Menschen durch einige als postmodern charakterisierte Positionen verloren gehen würden. Aufklärung meint hier eine bestimmte philosophische Grundhaltung, die auch eine moralische und eine politische Komponente hat. Die Vertreter der Postmoderne konterten, dass gerade eine einseitige Rationalisierung der menschlichen Lebenswelt auch Technokratie und Umweltzerstörung gebracht habe und daher eine Philosophie der Geschichte auch andere Faktoren integrieren müsse, die den Menschen auszeichnen, wie Vielfalt, Heterogenität, Ambivalenz und Emotionalität.
Stefan Haas
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