Aufklärung als universale Denkform

Ebenso wie im Begriff der Aufklärung zur Kennzeichnung einer geistesgeschichtlichen Epoche steht auch in der Verwendungsweise des Begriffs zur Kennzeichnung einer universalen Denkform die Vernunft im Mittelpunkt. Allerdings handelt es sich dabei weniger um ein Konvolut bestimmter Theorien, sondern um eine Haltung zur Wirklichkeit, die durch den Einsatz der Vernunft nach dem Ideal eines aufgeklärten, d.h. selbstbestimmten und zwischenmenschlich vernünftig agierenden Menschen strebt. Im Wesentlichen ist Aufklärung damit, indem sie eine spezifische Erkenntnistheorie ist, eine Ethik und Gesellschaftstheorie. In diesem Sinn treten heute noch viele für das Projekt der Aufklärung ein. Innerhalb der Philosophie am prominentesten Jürgen Habermas, in der Geschichtswissenschaft die Bielefelder Schule um Hans Ulrich Wehler und Jürgen Kocka. Insofern prägt die Frage nach der Bedeutung der Aufklärung auch in dem hier hervorgehobenen Verständnis Diskussionen um die gesellschaftliche und kulturelle Relevanz der Geschichtswissenschaft bis zur Gegenwart.

Stefan Haas


Literatur zur heutigen Umstrittenheit des Begriffs:

Erdmann, Eva/Rainer Forst/Axel Honneth (Hg.): Ethos der Moderne. Foucaults Kritik an der Aufklärung, Frankfurt/M./New York 1990.

Klein, Wolfgang/Waltraud Naumann-Beyer (Hg.): Nach der Aufklärung? Beiträge zum Diskurs der Kulturwissenschaften, Berlin 1995.