Die Methoden der Quellenanalyse
Wissenschaft steht unter dem Anspruch, so transparent und objektiv wie möglich zu sein. Dass es sich bei dieser Objektivität nicht um eine Position handelt, die als Wahrheit gekennzeichnet werden kann, liegt daran, dass es hinlänglich Argumente gibt, die die Abhängigkeit der Konstitution eines Forschungsprojekts von Faktoren bestätigt, die auf der Seite des Erkenntnissubjekts liegen. Da es aber auch nicht um das individuelle Subjekt alleine geht, sondern um eine virtuelle Subjektivität, lässt sich der Anspruch, den eine Erkenntnis einnimmt, wenn schon nicht als objektiv, so auch nicht als subjektiv bezeichnen, was immer die Konnotation der Prägung durch eigenen Willen und Emotionen hat. Man könnte diesen Status der Erkenntnis besser als ‚subjekthaft’ bezeichnen, wobei Subjekt jeweils das virtuelle Subjekt des Forschungsdiskurses bezeichnet. Insofern hat dieser Begriff auch die Konnotation des ‚Intersubjektiven’.
Um diesen Status einer postmodernen Variante von Objektivität zu erreichen, muss man im Erkenntnisprozess versuchen, den Prozess, wie man von den Quellen zu Erkenntnissen gelangt, transparent zu machen. Dies gelingt, indem man sich nicht auf die auf wackeligen Füssen stehende Alltagshermeneutik, d.h. das Verstehen von Texten, Bildern u.ä., das wir im Alltag verwenden, verlässt, sondern den wissenschaftlichen Prozess als ein Verfahren begreift.
Verfahren folgen Regeln, die gesetzt worden sind und sich argumentativ begründen und herleiten lassen. Solche Verfahren werden auch als Methoden bezeichnet. Methoden sind Werkzeuge, derer wir uns bedienen, um aus dem Quellenmaterial die interpretationsfähige Information zu generieren, die wir benötigen, um das Erkenntnisziel zu erreichen. Sie werden planend und damit reflektiert eingesetzt und erlauben es, aus dem Quellenmaterial Information zu gewinnen, die dem Alltagsblick verborgen bleiben.
Methoden müssen vernetzt sein mit den anderen Faktoren, die ein Forschungsvorhaben konstituieren. Daher muss besonders im Hinblick auf die eingesetzten Methoden eine Systematik des ganzen Vorgehens entwickelt werden. Dazu gehören:
1. die Definition der Grundbegriffe;
2. die mittels der eingesetzten Methoden erreichbaren Ziele müssen hypothetisch vor Beginn der Quellenarbeit formulierbar sein;
3. die Aufschlüsselbarkeit der Quellen durch die eingesetzten Methoden muss argumentativ gewährleistet sein;
4. die Methoden müssen in ihrer logischen Konsistenz transparent erläuterbar sein.
Methoden sind aber nicht nur eine Frage der rationalen Transparenz. Vielmehr sollen sie auch erlauben, Antworten auf Fragen über Phänomene zu finden, die jenseits dessen liegen, was dem Alltagsverstand bereits ersichtlich ist.
Link zur Erläuterung der Generierung von Methoden und des Arbeitens mit Methoden
Stefan Haas
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