Systemtheorie der Medien
Unter einem System versteht man die Gesamtheit einer Menge von Einzelelementen und deren Relationen zueinander. Systeme operieren nach Maßgabe ihrer eigenen Logiken, d.h. sie können nicht maßgeblich von der Umwelt bestimmt werden. Oder anders formuliert: Nicht der Input bestimmt den Output, sondern das System selbst.
Die funktional-strukturelle Systemtheorie des Soziologen Niklas Luhmann (1927-1998) ist der zurzeit wohl etablierteste Entwurf einer allgemeinen Theorie sozialer Systeme. Anknüpfend an neurobiologische Erkenntnisse konzipiert Luhmann soziale Systeme als selbstreferentiell geschlossene, autopoietische (sich selbst erzeugende) Systeme, die in einem rekursiven Prozess Kommunikation an Kommunikation reihen. Nicht der Mensch ist das Subjekt der Kommunikation, nur Kommunikation kann kommunizieren, so Luhmanns These. Als Kommunikation definiert er die Synthese eines dreistufigen Selektionsprozesses in den Bereichen
1. Information: Was wird Kommuniziert?
2. Mitteilung: Welche Mitteilungsform wird gewählt?
3. Verstehen: Wie wird die Information interpretiert?
Verstehen sagt bei Luhmann nichts über die Akzeptanz oder Nichtakzeptanz von Sinngehalten aus, sondern lediglich etwas über die „richtige“ Wahl einer möglichen Anschlusskommunikation aus.
Luhmanns Konzeption der Massenmedien als sich selbst organisierendes Teilsystem der Gesellschaft, anlog zum Wirtschafts- oder Rechtssystem, ist immer wieder stark kritisiert worden. So weist Luhmann jedem System einen spezifischen, binären Funktionscode zu, mit dem nur das betreffende System operieren kann, so lautet z.B. der binäre Code des Wirtschaftssystems zahlen/nicht-zahlen. Analog dazu legt er für das Massenmediensystem den Code Information/Nicht-Information fest, obwohl Information wie oben gezeigt für alle sozialen Systeme elementar ist. Breite Anwendung findet seine Theorien in Konzeptionen von Journalismus, PR oder Werbung als sozialen Systemen.
André Donk
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