Diskurs als Kategorie
Diskurs ist einer der zentralen Grundbegriffe der kulturwissenschaftlichen Begriffsbildung. Er wird in mannigfachen, sich teilweise wechselseitig ausschließenden Definitionen verwendet. Er bezeichnet eine der zentralen kategorialen Grundlagenbestimmungen der Wissenschaftstheorie der vergangenen Jahrzehnte. Verstärkt in die Geschichtswissenschaft aufgenommen wurde er erst in den 1990er Jahren, obwohl er von Michel Foucault oder Roland Barthes bereits in den 1960ern schlüssig theoretisch formuliert worden ist.
Als kleinster gemeinsamer Nenner ist allen Definitionen gemeinsam, dass Diskurs ein Sprachgeschehen bezeichnet, das sich in der Zeit als Aufeinanderfolge verschiedener Sprech- oder Textsituationen darstellt. Als Kategorie definiert Diskurs als Geschehen von Sprache die lebensweltliche Wirklichkeit, außerhalb derer es keine weitere außersprachliche Wirklichkeit mehr gibt. Viele der jüngeren Turns in den Wissenschaften lassen sich als Reaktion auf diesen Anspruch lesen und suchen nach einem ‚Jenseits des Diskurses’. In diesem Kontext wurden Bild, Visualität, Körper oder Performanz als Kategorien der Kulturwissenschaft diskutiert.
Zum Diskursbegriff in den Kultur- und geschichtswissenschaftlichen Diskussionen.
Stefan Haas
Einführungen zur Diskursanalyse speziell für Vertreter und Vertreterinnen historischer Wissenschaften:
Sarasin, Philipp: Geschichtswissenschaft und Diskursanalyse. Suhrkamp: Frankfurt/M. 2003.
Der einleitende Aufsatz bietet einen Überblick über die Historische Diskursanalyse und eine Exemplifizierung der eigenen Position Sarasins. Die folgenden Einzelbeiträge widmen sich unterschiedlichen Teilbereichen wie der geschichtlichen Ausbildung der ‚Nation’, der Medizin- und Körpergeschichte, die mittels diskurstheoretischer Verfahren aufgeschlüsselt werden.
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