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Die Scientific Community als Erkenntnissubjekt / Szientistischer Kollektivismus
Ein weitverbreiteter Ansatz besonders unter naturwissenschaftlichen Wissenschaftstheorien stellt die Scientific Community, die Gemeinschaft aller Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, in den Mittelpunkt ihrer Antwort auf die Frage, wer erkennt im Prozess der Erkenntnis. Die Wahrheit formuliert nicht ein einzelner, sondern sie steckt in der Gesamtheit der Aussagen, die ein als Wissenschaft identifizierter Teilbereich des in einer Kultur vorkommenden Diskurses insgesamt formuliert. Häufig ist dieser Ansatz mit der kritischen Funktion verbunden, die das Kollektiv gegenüber dem Einzelnen hat. Die Aussage eines Einzelnen wird durch Andere geprüft und erst dann in den Kanon des Wissens übernommen, wenn die Community insgesamt sie als übernahmewürdig erachtet. Das setzt eine spezifische Rationalität voraus, eben eine solche, auf die sich die Scientific Community geeinigt hat, beispielsweise durch eine spezifische Ausbildung. Solche Denkansätze enthalten also (fast) immer eine soziologische Komponente, denn sie suchen nach Argumenten, eine soziale Gruppe von anderen sozialen Gruppen einer Gesellschaft abzugrenzen. Im Gegensatz zum erkenntnistheoretischen Kollektivismus ist aber nicht eine Gruppe innerhalb des Diskurses, sondern es sind alle Gruppen, die den wissenschaftlichen Diskurs sprechen, an der Konstituierung von Erkenntnis beteiligt. Solche Ansätze finden sich sehr differenziert ausgearbeitet beispielsweise bei Karl Popper, der für seine Unterscheidung von Falsifikation und Verifikation berühmt geworden ist (= Wir können niemals sagen, was wahr ist, nur was falsch ist. Die Aussage ‚Alle Schwäne sind weiß’, ist gültig, bis ein schwarzer Schwan gesehen wird und die Community diese Erfahrung akzeptiert und nicht als Spinnerei abtut) oder bei Thomas S. Kuhn, von dem der Begriff des Paradigmas stammt.
Stefan Haas
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