Was ist Geschichtstheorie?

Der Begriff ‚Geschichtstheorie’ kann zweierlei bedeuten: die Frage, welchen abstrakten Prinzipien der Geschichtsverlauf unterworfen ist, und jene nach der Rolle, die das erkennende Subjekt im Erkennen spielt. Die erste Variante kann man materiale Geschichtstheorie nennen. Material ist ein philosophischer Begriff und bezeichnet den Inhalt einer Sache. Materiale Geschichtsphilosophie fragt nach dem Geschichtsverlauf im Ganzen, mithin nach dem Inhalt der Geschichte: ob ein durchgängiger Fortschritt bemerkbar ist oder sich ständig alles wiederholt. Innerhalb der Geschichtswissenschaft ist diese Form der Geschichtstheorie derzeit ungebräuchlich. Es haben sich keine wissenschaftlich haltbaren Belege finden lassen, um eine materiale Geschichtstheorie empirisch untermauern zu können. Auf der anderen Seite haben sich die materialen Geschichtstheorien der Aufklärung und des Deutschen Idealismus (Hegel, Fichte, Marx) als metaphysisch und mithin als spekulativ erwiesen.

Anders dagegen steht es um die zweite Form: die formale Geschichtstheorie. Sie fragt nach den formalen Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit Erkennen möglich ist. Sie ist daher die Erkenntnistheorie der Geschichtstheorie oder, da sie die Grundlagen der Wissenschaftlichkeit der Geschichte klärt, ihre Wissenschaftstheorie.

Diese formale Geschichtstheorie lässt sich aufgliedern in unterschiedliche Faktoren und damit Fragen, die an ihr beteiligt sind. Alle diese Elemente, vom Erkenntnissubjekt, der Historiker und der Historikerin, über die eingesetzten Methoden zur Gewinnung von Erkenntnis bis zur Frage, wie das Erkenntnisobjekt, die Geschichte, beschaffen sei, sind alle Elemente der formalen Geschichtstheorie fraglich. Und jede mit diesen verbundene Frage kann schlüssig und überzeugend auf verschiedene Art und Weise beantwortet werden. Die folgenden hypermedialen Texte verdeutlichen, welche Probleme für die Wissenschaftstheorie bestehen und warum diese existieren, erschließen die unterschiedlichen Antworten und erlauben Ihnen daher, die Probleme zu verstehen, die vorhandenen Antworten kennen zu lernen und liefern die Grundlage für die Entwicklung eigener, neuer Problemlösungen.

Stefan Haas