Felder des historischen Wissens
Links Erläuterung
1. Subdisziplinen

Politische Geschichte
Sozialgeschichte
Alltagsgeschichte
Diskursgeschichte
Begriffsgeschichte
Wirtschaftsgeschichte
Geschlechtergeschichte
Medien- und Kommunikationsgeschichte
Kulturgeschichte

2. Transdisziplinarität

Geschichte und Kulturwissenschaft
Geschichte und Soziologie
Geschichte und Geografie
Geschichte und Ethnologie
Geschichte und Kunstwissenschaft
Geschichte und Musikwissenschaft

Eine der ersten Definitionsstufen, die Historikerinnen und Historiker vornehmen, wenn sie ihre Forschung verorten, ist die Benennung einer Teildisziplin der Geschichtswissenschaft. Diese Benennung erfolgt in der Regel nach einer Einordnung in bestehende Einteilungen der Disziplin in Subdisziplinen. Ein solches Vorgehen gibt es in jeder Wissenschaft: behandelt man beispielsweise etwas, das mit der symbolischen Repräsentation von Wirklichkeit zu tun hat – was man derzeit in der Regel mit dem Begriff ‚Kultur’ begrifflich fasst -, ordnen Soziologen und Soziologinnen ihre Arbeit in die Kultursoziologie ein, Philosophen und Philosophinnen in die Kulturphilosophie, Historiker und Historikerinnen in die Kulturgeschichte. Man ordnet in einem solchen Verfahren den Gegenstand, den man behandelt, beispielsweise die konkrete Krönungszeremonie eines bestimmten Herrschers, einer Kategorie zu, die wiederum eine Subdisziplin konstituiert. In der Regel ist dies die erste Festlegung, nicht die nach der Methode, der Theorie oder der Weltanschauung – zumindest ist es die erste, die man bewusst trifft, Analysen von wissenschaftlichen Thematisierungsprozessen beispielsweise in der Wissenschaftsgeschichte (was auch eine Teildisziplin ist) zeigen, das vielfach unbewusste Entscheidungen einer solchen Einordnung zu einer Subdisziplin vorausgehen.

Innerhalb der Geschichtswissenschaft war bis in die 1960er Jahre hinein einseitig die politische Geschichte dominierend. Wer etwas Anderes machte, war ein Außenseiter. Danach war Sozialgeschichte die führende Teildisziplin, meist vermischt mit wirtschaftshistorischen Elementen und motiviert durch ein politisches Engagement. In den 80er Jahren kam die Alltagsgeschichte auf, die bald von der Kulturgeschichte abgelöst wurde. Kulturgeschichte umfasst heute die meisten Neuerungen, die innerhalb der historischen Wissenschaften in den letzten Jahren vollzogen wurden. Darunter leidet die Klarheit des Begriffs. Kulturgeschichte soll als Begriff die Synthese aus den verschiedenen Möglichkeiten leisten, die man heute hat, um Geschichte zu betreiben. Aber ausgearbeitete Synthesemodelle sind noch Mangelware. Einig ist man sich im postmodernen Credo von der Konstruiertheit unserer Lebenswelt, wobei die Konstruktionen sowie die Konstruktionsmechanismen als Kultur bezeichnet werden - in dem Sinn wie Kultur Schöpfung meint und von Natur als natürlich gegeben abgegrenzt wird.

Prinzipiell kann jeder Gegenstandsbereich eine Teildisziplin konstituieren. Manche Teildisziplinen sind sehr eigenständig, haben eine eigene Methodologie, eigene theoretische Diskurstraditionen und sind institutionell hochgradig verdichtet. Man muss sehr genau unterscheiden, ob man mit dem Begriff einer Subdisziplin nur den Gegenstandsbereich oder das theoretische Feld bezeichnet. d

Stefan Haas