Geschichtstheorie der Aufklärung

Die Geschichtstheorie der Aufklärung ist vielfach widersprüchlich, allerdings gibt es einige Tendenzen, die der Mehrzahl der unter diesen Begriff fallenden Theorien gemeinsam ist - der auffallendste Widerspruch ist das Eintreten Rousseaus für einen Geschichtsverlauf, der von einem paradiesischen Urzustand zu einer chaotischen Gegenwart führt, wohingegen fast alle anderen Aufklärer für einen beständigen Fortschritt in der Geschichte eintraten.

Was ist Geschichte? Ein beständiger Prozess der Verbesserung der menschlichen Fähigkeiten, sein Leben nach vernünftigen Maßstäben einzurichten.

Ziel der Geschichte? Ein Zeitalter, in der die Vernunft regiert.

Einschätzung der Gegenwart? Die negativen Aspekte sind Despotie und Gewalt von Seiten der absolutistischen Herrscher, die positiven das langsame Fortschreiten der bürgerlichen Gesellschaft zur Herrschaft

Politisches Ziel? revolutionäre oder evolutionäre Umgestaltung der herrschenden Monarchie in eine konstitutionelle Monarchie mit Verfassungsgrundlage oder eine reale Demokratie. Eintreten für Verfassung und Volksvertretung

Erkenntnissubjekt? Der individuelle, mit Vernunft begabte Historiker/Philosoph

Erkenntnisobjekt? Primär die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft bzw. die Kulturgeschichte, in Abgrenzung zur herrschenden Anschauung spielt die Geschichte großer Männer und kriege keine Rolle mehr, statt dessen Betrachtung technischer, sozialer, ökonomischer und alltäglicher Entwicklungen.

Methode? Frühformen der Quellenkritik, Zurückweisung spekulativer Geschichtsbilder von einem phantastischen Urzustand nach biblischen oder antiken Quellen, ersetzt durch ein durch vernünftiges Schließen begründeten Urzustand (der aus heutiger Sicht meist dem spekulativen recht ähnlich sieht)

Leser? Die bürgerliche Gesellschaft

Zweck der Geschichtsbetrachtung? Selbstvergewisserung der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer politischen und sozialen Ziele

Stefan Haas