Men's Studies

Die Men's Studies entstanden in den 1980er Jahren zunächst in den USA und Großbritannien. Wie die Women’s Studies entwickelten sie sich im Kontext zweier gesellschaftlicher Emanzipationsbewegungen: der Homosexuellen- und der Männerbewegung. Das Erkenntnisinteresse der Men’s Studies richtete sich daher zunächst darauf, die Relativität der Bewertungen des Verhältnisses von Homosexualität und Heterosexualität zum einen, die Variabilität von Männlichkeitsidealen zum anderen aufzuzeigen.

In theoretisch-methodischer Hinsicht nehmen die Men’s Studies Impulse der Gender Studies auf: Diese hatten nicht nur traditionelle Weiblichkeitsbilder in Frage gestellt, sondern, aufgrund der Einsicht in den relationalen Charakter der Kategorie Geschlecht, auch das Männliche als Menschlich-Allgemeines: Die Historisierung von ‚Weiblichkeit’ erzwang auch die von ‚Männlichkeit’. So begriffen stellen die Men’s Studies auch keinen eigenständigen Ansatz neben den Gender Studies, sondern vielmehr einen spezifischen Bereich innerhalb dieser dar. Der Blick auf männliche Erfahrungen sowie Formen männlicher Vergemeinschaftung auf den unterschiedlichen Ebenen von Staat und Gesellschaft bereichert die Gender Studies einerseits um die Innenperspektive männlicher Macht, hilft andererseits aber gerade, den vermeintlichen Gegensatz von männlicher Macht und weiblicher Unterdrückung zu sprengen: Das Konzept der „hegemonialen Männlichkeit“ (Bob Connell) lenkt den Blick auf das Neben- und Untereinander verschiedener Männlichkeitsideale in modernen Gesellschaften. Deutlich wird ferner, dass Männer und Frauen bei der Konstruktion und Praktizierung asymmetrischer Geschlechterordnungen immer auch kooperieren, dass diese Ordnungen also nicht in vereinfachender Weise als das Produkt männlicher Unterdrückung aufgefasst werden können.

Kerstin Ciba

Literatur

Frevert, Ute: Männergeschichte oder die Suche nach dem 'ersten' Geschlecht, in: Manfred Hettling u.a. (Hg.), Was ist Gesellschaftsgeschichte? Positionen, Themen, Analysen, München 1991, S. 31-43.

Kühne, Thomas: Staatspolitik, Frauenpolitik, Männerpolitik. Politikgeschichte als Geschlechtergeschichte, in: Hans Medick/Anne-Charlott Trepp (Hg.), Geschlechtergeschichte und Allgemeine Geschichte, Göttingen 1998, S. 173-231.

Kühne, Thomas: Männergeschichte, in: ders. (Hg.), Männergeschichte – Geschelchtergeschichte. Männlichkeit im Wandel der Moderne, Frankfurt am Main/New York 1996, S. 7-30.

Tosh, John: Was soll die Geschichtswissenschaft mit Männlichkeit anfangen? Betrachtungen zum 19. Jahrhundert in Großbritannien, in: Kultur & Geschichte, S. 160-206.

Walter, Willi: Gender, Geschlecht und Männerforschung, in: Braun, Christina von/Inge Stephan (Hg.), Gender-Studien. Eine Einführung, Stuttgart/Weimar 2000, S. 97-116.