Ethisch-moralisches Engagement

Das ethisch-moralische Engagement ist eine nicht unkritische Form, der eigenen Arbeit Sinn zu verliehen. Es durchsetzt die eigene Forschung mit subjektiven oder nur gruppenspezifisch gültigen Werturteilen. Der allgemeingültige Nachweis dieser Geltung ist aber schwierig zu führen, Argumente halten häufig einer skeptischen Selbstreflexion nicht stand. Daher bewertet der wissenschaftliche Diskurs ethische Begründungen von Forschungsrelevanz und Forschungssettings fast immer skeptisch. Die Ausdifferenzierung von Wertungsstandpunkten im Prozess der Globalisierung der Lebenswelt und die damit verbundene Zielsetzung, eine Vielzahl heterogener und ambivalenter Wertungsstandpunkte zu berücksichtigen und ihnen gerecht zu werden, lässt es selten zu, eine politisch korrekte Arbeit durchzuführen, wenn diese an nur ein Wertungssystem gebunden wird.

Die breiteste Anwendung findet ein solcher Ansatz dort, wo die ethisch-moralische Bewertung gleichzeitig ein Element der Begründungsbasis einer Gesellschaft darstellt, in der und für die die wissenschaftliche Erkenntnis produziert wird. Beispielsweise werden Forschungen zum Nationalsozialismus kaum ohne ethisch-moralische Bewertung auskommen, da die Verurteilung der unmenschlichen Greueltaten der Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen genuiner Bestandteil der Menschenrechte einerseits, der Fundierung der bundesdeutschen und der in Arbeit befindlichen europäischen Verfassung andererseits ist. Viele ideologiekritische Arbeiten begründen ihr Vorgehen ebenfalls über eine moralisierende Argumentationsführung.

Stefan Haas