Quantitative Inhaltsanalyse

Inhaltsanalytische Verfahren, die sich eher am quantitativen Paradigma orientieren, fragen nach dem eindeutig quantifizierbaren Aspekt, d.h. der relativen und absoluten Häufigkeit von Zeichen pro Text. Als charakteristische Merkmale quantitativer Inhaltsanalyse gelten a) intersubjektive Nachvollziehbarkeit und b) Systematik. Unter intersubjektiver Nachvollziehbarkeit versteht man die transparente und plausible Entwicklung und Darstellung der Fragestellung sowie die sorgfältige und theoriegeleitete Definition der forschungsleitenden Begriffe. Die Systematik einer inhaltsanalytischen Untersuchung hängt von der forschungslogischen Begründung der Stichprobe ab. Oder anders formuliert: Entlang welcher Kriterien wählt ein Forscher sein Untersuchungsmaterial aus der Grundgesamtheit (Population) aller sich auf seine Fragestellung beziehenden Texte aus? Hierfür stehen u.a. verschiedene mathematisch-statistische Verfahren zur Verfügung. In einem weiteren Schritt ist festzulegen, auf welche Einheiten sich die Inhaltsanalyse beziehen soll. Einheiten der Analyse können sein: Wörter, Wortkombinationen, Sätze, Absätze, Artikel etc.

Nach der Formulierung der Forschungsfrage sowie der Auswahl der Stichprobe muss festgelegt werden, mittels welcher klar definierten Kriterien das Untersuchungsmaterial gemäß der Forschungsfrage analysiert werden soll. Dazu müssen eindeutige Untersuchungskategorien gebildet werden, die sich auf die folgenden drei Untersuchungsebenen beziehen können:

1. Untersuchungen auf der syntaktischen Ebene beschäftigen sich mit dem quantitativen Vorkommen von Zeichen, Wörtern etc.

2. Untersuchungen auf der semantischen Ebene fragen nach dem Verhältnis von Zeichen und Bedeutung

3. Untersuchungen auf der pragmatischen Ebene fragen nach dem Gebrauch und der Funktion von Zeichen.

Für jede dieser drei Untersuchungsebenen stehen unterschiedlichste Analyseverfahren zur Verfügung (vgl. Merten 1995: 119-279). Den meisten inhaltsanalytischen Arbeiten liegt heute eine Frequenzanalyse zu Grunde. Frequenzanalysen untersuchen die Häufigkeit von Wörtern, Begriffen, Ausdrücken oder Motiven und Darstellungen, versuchen also eine Hypothesenüberprüfung durch Auszählen zu erreichen. Ihr Gegenstand sind folglich neben Texten auch Bilder und Filme. Oftmals ist die Frequenzanalyse der Ausgangspunkt für weiterreichende Untersuchungen.

André Donk

Literatur:

Diekmann, Andreas (2003): Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendung, Reinbeck bei Hamburg.
Grundlegende und praxisorientierte Einführung in die Methoden der empirischen Sozialwissenschaft.

Früh, Werner (2004): Inhaltsanalyse. Theorie und Praxis, Konstanz.
Standardlehrbuch der Inhaltsanalyse.

Merten, Klaus (1995): Inhaltsanalyse. Einführung in Theorie, Methode und Praxis, Wiesbaden.
Ausführliche Darstellung einer Vielzahl quantitativer inhaltsanalytischer Verfahren. Standardwerk.